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Geburtsangst - mein Gastbeitrag bei Stadt, Land, Mama

Photo by Bettina Theuerkauf
Photo by Bettina Theuerkauf

Wie Angst deine natürliche Schwangerschaft & Geburt beeinflusst.

Oder: aus der Angst ins Vertrauen. 


Gastbeitrag von Pia Mortimer bei Stadt, Land, Mama.



Ich wache auf und tapse ins Bad. 

Licht an, Hose runter ach Moment! 

Das Knistertütchen fällt mit dem Schwangerschaftstest zwischen meine nackten Füße auf kalten Fliesen Boden. 

Keine 10 Minuten später bin ich schwanger. 

Klar, ich war es schon die letzten zwei Wochen, aber dieser zweite Strich da…. Der ist neu. 



Neu sind auch die Ängste, die dieser zweite Strich da mit sich bringt. 

Neu sind all die Fragen und Sorgen, die zwischen meinen Ohren hin und her flitzen. 



Dann beginnen die Vorsorgen.

Im Wartezimmer sitz ich nie allein: 

Links von mir Frau Anja-Angst- im- Nacken, zu meiner rechten Frau Sonja- Sorgenvoll. Zwei Mädels, die mich seit diesem zweiten Strich begleiten. 


Oh Moment mal. Dieser zweite Strich da, ist mehr als Pippi mit hcg. Dieser Test mehr als Plastik und mein Kind in mir, schon jetzt mehr als ein Haufen Zellen.


Die Mädels, die sich so selbstverständlich an meine Seite setzten, sind die Ängste aus 

Generationen voller komplizierten Geburten.


Generationen, in denen Geburten voller Angst und Schrecken erlebt wurden.


Generationen, in denen Frauen ihres urweiblichen Gebärwissens entmächtigt wurden.


Generationen, die weder sanft und selbstbestimmt empfangen-, noch geboren haben.


Genrationen, die selbst weder sanft noch selbstbestimmt empfangen worden sind… 



Mit dieser Erkenntnis, sitz ich irgendwie gerade ganz schön allein da, denke ich mir so im Wartezimmer, zwischen der Brigitte und dem 3 unerlaubten Anruf meines Sitznachbarns. 


Ich werde aufgerufen. 

Frau Dr. K. steckt routiniert ihre Finger in meine Vagina.

Dann der erste Ultraschall.

Langes Schweigen.

Das Haus meines Babys sieht eher nach einem Haufen dunkler Wolken aus. Ich erkenne nichts. Weder in meinem Uterus, noch im Gesicht von Frau Dr. K., die mit ernster Miene auf den Monitor blickt. 


Anja und Sonja gucken fast ein bisschen triumphierend, als ich die kalte Glibbermasse zitternd von meinem Bauch wische und versuche diese eiserne Stille zwischen mir und der Ärztin nicht zu nah an mich dran zu lassen… 

Ich versuche Fassung zu bewahren und möglichst intelligent zu nicken, während Frau K. ein Eimer Fremdwörter über mir ergießt, von denen ich 90% nicht verstehe. 



Ich gehe mit einem dickem Kloß im Hals nach Hause, setze mich vor den Rechner und versuche die Bruchstücke des mir hängen geblieben Fachchinesisch zusammenzubasteln….

Was Google sagt, könnt ihn ahnen…. 



Worauf können wir uns in der Schwangerschaft verlassen? 


Wer gibt einem Schutz und die Sicherheit, dass es unserem Kind gut geht? 


Wie können wir unseren eigenen, natürlichen Weg durch die Schwangerschaft und Geburt finden, während uns so viele Horrorbilder & Geschichten über traumatische, blutige Geburten geboten werden, dass wir wie blind vor Angst, den Weg aus dem Labyrinth nicht finden??? 

Die Antwort ist blöd und schwer und vielleicht sogar unbefriedigend, weil sie dich als schöpfende, gebärende Frau in deiner Selbstverantwortung in den Mittelpunkt deines Geburtsprozesses stellt. 


Alle Kraft, alle Sicherheit, alle Antworten sind in dir. 


Wir schauen zurück auf eine Jahrtausend alte Geburtskultur, in der Frauen intuitiv wussten, wann, wo und wie sie gebären werden. 

Vielleicht stehen deine Sonja und Anja mir gerade gegenüber, zeigen mir den Vogel und wollen daran erinnern, dass Frauen früher reihenweise bei der Geburt gestorben sind. Das mag stimmen. Aber es lang nachweislich  nicht an den gebärenden Frauen, die  durch ihren Kontakt zum Körper und der Hingabe an den Geburtsprozess ihr Baby gebaren, sondern schlichtweg an den unhygienischen Umständen. 

Also weiter:

wir Frauen, du und ich, sind in der Schwangerschaft aufgefordert uns einen Weg durch den tiefen Dschungel aus Bildern, Szenen und Erzählungen zu machen, die uns von Geburten erzählen, wo Hebammen und Ärzte, Frauen schreiend, krampfend, blutend ein Kind aus der Vagina ziehen. 


Ja, woher sollen wir dann wissen, dass Geburt auch in tiefer Ruhe, Einklang, Sicherheit, Selbstbestimmung, aus eigener Kraft und im eigenen Tempo stattfinden kann? 

Woran sollen wir uns orientieren, wenn wir uns von dem Abwenden sollen, was uns die Gesellschaft von Geburt erzählt? 


Wohin nur mit dieser ganzen Angst? 


Lasst uns für einen Moment der Angst ins Auge sehen. 

Angst macht eng. Angst lässt deinen Körper verhärten. 

Sie blockieren deinen intuitiven Zugang zu deinem Körper, der genau weiß, was du für deine Geburt brauchst. 

Angst  lässt eine Menge Hormone durch deine Adern rauschen, die deinem Körper das Zeichen von Gefahr vermitteln. 

Adrenalin ist bekannt, als Angst & Stresshormon.


Wird dieses Hormon unter der Geburt ausgeschüttet, wird dein Körper intuitiv auf den Gefahr- & Fluchtmodus umstellen. In der Folge werden alle Körperregionen mit Blut gefüllt, beispielsweise deine Füße, die du für die Flucht aus der Gefahrensituation gebrauchen kannst. Die Blutversorgung zu deiner Gebärmutter hingegen, wird gestoppt.


Was daraus folgt?

Der klassische Geburtsstillstand, der gerne als Komplikation bezeichnet wird und Ärzte und Hebammen einladen, deinen Körper durch chemische Medikamente zur Austreibungsphase zu bewegen. 


Dein Körper wird in dem natürlichen Schutzmechanismus übergangen.


Statt am Ursprung anzusetzen, also deinen Körper von der Angst zu befreien, werden von Außen Interventionen durchgeführt, unter denen dein Körper unter Garantie nicht von selbst in die Entspannung zurück findet. 


Fakt ist, Angst und Entspannung, kann nicht gleichzeitig im Körper sein.


Die Frage ist, was wir uns wünschen, wofür wir bereit sind, aus ganzem Herzen JA zu sagen. 



Hier kommen meine 3 Tipps für einen Umgang mit deinen Ängsten, damit du frei und selbstbestimmt gebären kannst: 


1. Es geht nicht darum, Anja und Sonja in dir zu verneinen, sie zu verdrängen in der Hoffnung, sie mögen verstummen. Dies würde ebenso wenig funktionieren wie der Fakt, dass du an nichts anderen, als den rosanen Elfanten wirst denken können, sobald du es dir verbietest. 

Mein erster Tipp also lautet:

nimm deine Ängste bewusst wahr. In dem Moment, wo du dir deiner Änsgte bewusst wirst, wirst du merken, dass eine Menge der Lähmung und Starre aus deinem Körper weicht. 

Wenn dir eine Angst über den Weg läuft, begrüße sie. Sie gehört zu dir. Sie sind ein realer Teil deiner Realität und haben direkte Auswirkungen auf dein Körpersystem. 


2. Woher kommen die Ängste? 

Deine Angst, kann eine natürliche Schutzfunktion deines Körpers sein, der dich vor Unheil schützen möchte. 

Häufig haben unsere Geburtsängste mit dem Bild von Geburt zu tun, was uns die Gesellschaft in Form von Bildern, Szenen und Geburtsgeschichten erzählt hat.


Es geht um einen achtsamen Bewusstwerdungsprozess all der Ängste, die in dir lebendig sind, damit  sich der schwere, verstaubte Mantel aus Angst von deinen Schultern hebt und damit dein Weg, für eine selbstbestimmte Geburt frei ist. 


Lerne hinzusehen: ist es wirklich deine Angst? Oder die Angst der Gesellschaft?

Wenn du deinen Ängsten begegnen möchtest, ist die Frage warum, ein zweiter wichtiger Schritt auf dem Weg, dein Körpersystem zu verstehen und neu auszurichten. 


3. Finde das Vertrauen in deinen Körper! 

Natürlich gibt es Geburten, denen die Medizin positiven Dienst erweisen kann. 


Eine gesunde, natürliche Geburt, in der die Frau den intuitiven Impulsen ihres gebärenden Körpers folgt, braucht keinerlei Interventionen.


Warum?

Weil dein Körper für Geburt geschaffen ist. Weil in dir Jahrhundert altes Wissen schlummert, was darauf wartet gelebt zu werden. Du brauchst für deine Geburt tatsächlich kein medizinisches Wissen.


Was du brauchst, ist Raum und Zeit, eine gute Verbindung zu deinem Körper und Geburtsbegleiter (damit meine ich sowohl das medizinische Personal sowie deinen Mann oder eine Freundin), die dich darin unterstützen, in deiner Kraft und Hingabe an deinen Geburtsprozess zu sein.

Menschen, die in Anerkennung und Respekt an deiner Seite sind, dir vertrauen, dich und dein Baby schützen und begleiten, ohne über deine Grenzen zu gehen. 


Mein dritter Tipp also lautet:

Fülle deine Zeit mit Dingen, die dich in deine Kraft bringen und dein Gefühl für deinen Körper stärken! 

Tanze mit deinem Baby im Bauch. Singe und fühlt, wie jeder Ton in deinem Körper vibriert. Geh spazieren und spüre bei jedem Schritt, dass die Erde dich und dein Baby hält und trägt. Meditiere und finde darin deine innere Ruhe ujd den Kontakt zu deinem Baby… 

Der Zugang zum eigenen Körper, ist für jede Frau sehr individuell. Finde deinen eigenen Zugang, zu deinem wunderschönen weiblichen Körper!



Liebe Frau, wie würde es sich anfühlen, kraftvoll und selbstbestimmt, im Zentrum deines Geburtsprozesses zu stehen? 

Wie würde es sich anfühlen, deinen Körper von den Geburtswellen führen zu lassen und intuitiv wahrzunehmen, welche Bewegung oder Geburtsposition dein Körper und dein Kind für eine sanfte Geburt brauchen? 

Die Zeit ist Reif, für eine angstfreie, achtsame und selbstbestimmte Geburtskultur. 


In Liebe,

Pia Mortimer

Golden Birth