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Geburtsbericht Kaiserschnitt Emma



Vorraussichtlicher Entbindungstermin war der 27.05., nach einer sehr ruhigen Schwangerschaft hab ich mich schon auf die Geburt gefreut.

In der Hoffnung, dass die genauso unkompliziert sein wird...

Ich habe mir wenig Gedanken über die Geburt gemacht. Hatte das ja schon oft genug im Kopf durchgespielt. Ich war mir aber sicher, keine PDA zu wollen und bloß keinen Kaiserschnitt.


Der Entbindungstermin verstrich, ohne dass sich etwas regte.

 

Am 30.05. fing es morgens an, dass ich meine Schleimpropf verloren habe. Mein Mann war an dem Tag unterwegs. Ich also voller Hoffnung, dass es nun los geht, aber auch voller Angst, dass mein Mann nicht rechtzeitig zu Hause sein wird.

 

Mittags rief er mich dann an. Ich habe ihm erzählt, dass der Propf abgegangen ist und er wollte gerne nach Hause kommen. Er wäre sonst noch bis 19 Uhr unterwegs gewesen.

 

Ich bekam ab Mittag ein Unterleibsziehen mit Rückenschmerzen gepaart. Aber alles auszuhalten. Die Unterleibsschmerzen waren permanent da, die Rückenschmerzen nur zeitweise. Da es sich nicht anfühlte, wie meine Senkwehen, ging ich nicht von Wehen aus. Sondern von Rückenschmerzen, weil ich schlecht gelegen habe oder sowas. Da mein Rücken eh schon vorbelastet ist, war dies für mich ganz normal.

 

Ab 16 Uhr verstärkte sich dies dann. Wir warteten aber noch ab und gingen spazieren, haben noch gegessen und danach war ich dann in Badewanne. Die Rückenschmerzen wurden immer Schmerzhafter. Der Propf bzw. starker Ausfluss lief immer noch, so dass ich sogar die Einlagen gewechselt habe.

 

Bei jedem Ziehen im Rücken musste ich nun stehen bleiben bzw. habe mich in die Hocke gesetzt.

 

Gegen 22 Uhr wollte ich gerne los fahren. Die Stunden davor habe ich überwiegend kniend auf dem Fußboden verbracht. Gegen 23 Uhr im Krankenhaus angekommen, ging es ans CTG. Wehen alle 3 Minuten, aber zu kurz. Muttermund fingerdurchlässig. Erste Enttäuschung setze ein. 

 

Die Nacht hindurch ging es dann so weiter, bis auf das die Schmerzen mehr wurde. Alle 2 Stunden CTG. Die Hebamme haben wir kaum gesehen. Was sollte sie auch tun? Mein Mann habe ich aufs Kreissaalbett verbannt, damit er etwas schläft. Hat er überwiegend auch. 

 

Morgens um 6 Uhr war dann wieder CTG und Muttermund Kontrolle. Nur 1 cm offen. Was für ein Mist.

 

Von der Hebamme der Frühschicht bekam ich Buscopan und Tramalzäpfchen hingelegt. Das half beides überhaupt gar nicht.

 

Ich verbrachte die meiste Zeit auch hier kniend vor dem Kreissaalbett.

 

Alles andere war unbequem. Mein Mann hat zwischendurch versucht wie gelernt mir den Rücken zu massieren. Aber auch das wurde so unangenehm.

Ich kam mir so doof vor. Hatte ich mir das doch alles zu einfach vorgestellt? Manch andere wären schon fertig gewesen...

Ich mochte auch nicht mehr angefasst werden. Mein Mann kam mir so hilflos vor. Aber es war toll ihn da gehabt zu haben.

 

Die Hebamme wollte gerne, dass ich in die Entspannungsbadewanne gehe. Eigentlich hatte ich keine Lust, hab es aber getan.

 

In den Wehenpausen war es schön, aber während der Wehe habe ich mich immer umgedreht und mit den Armen auf dem Badewannenrand gelegen.

 

Lange habe ich es dort nicht ausgehalten und bin wieder raus. Mein Mann hat mir beim Anziehen geholfen. Ich kam mir so schwach vor.

Ich die immer stark ist (zumindest fast immer), kann sich nicht mal mehr anziehen....

 

Mein Mann holte zwischenzeitlich Frühstück und irgendwann Mittag. Ich mochte überhaupt gar nichts essen. Diese Schmerzen waren schrecklich. Ich habe dann noch homöpatische Schmerzmittel bekommen. Die ich alle 15 Minuten nehmen sollte. Geholfen hat das irgendwie nicht wirklich.

 

Schichtwechsel.

Die nächste Hebamme kam.

Auch eine sehr liebe Hebamme.

Um 15 Uhr am Sonntag hatten wir uns auf 3 cm hoch gequält und ich war total deprimiert.

 

Die Hebamme sprach uns gut zu, dass viele Frauen so lange brauchen und es nun sicher ganz schnell gehen würde. Es war allerdings so viel los im Kreissaal, dass 5 Babys nebenbei geboren wurden. Nur meines noch nicht.

 

Ich bekam aber endlich eine Infusion mit Schmerzmitteln. Die half aber nur so lange sie dran war. Und ich musste in der Zeit auf dem Bett liegen. Das war die Hölle für mich, weil liegen total schlimm war. 

 

Ich verbrachte noch immer meine Zeit kniend vor dem Bett und wurde von allen Seiten genötigt etwas zu essen.

 

Ich mochte aber nichts essen, weil mir total übel war.

Leicht grantig gab ich dies auch wieder.

Wir wurden spazieren geschickt.

Leichter gesagt als getan.

Alle 2 Meter anzuhalten um sich auf die Knie zu hocken, empfand ich als ziemlich nervig und unangenehm, um dies im Krankenhausgarten zu tun. Wir wurden auch öfter angesprochen, ob man mir helfen solle/könne. Ich habe dies immer dankend abgelehnt. Mein Mann kam mir immer noch hilflos vor. Er hat aber so gut es geht versucht, mich zu unterstützen.

 

Also waren wir nach kürzester Zeit wieder im Kreissaal. Die Schmerzen waren so unangenehm, dass ich dezent zickig allem gegenüber wurde. Um 19 Uhr waren wir dann bei 6 cm offenem Muttermund. Wie mehr nicht? Nun hatte die Hebamme die Fruchtblase geöffnet, in der Hoffnung, dass es nun schneller geht. 

 

Aufgrund der offenen Fruchtblase lief es nun bei jeder Wehe raus. War das schrecklich, ich hatte innerhalb kürzester Zeit alles durchnässt. Inklusive meiner Hose. Und ständig mussten die Vorlagen gewechselt werden. Ich durfte dann Lachgas ausprobieren.

 

Lachgas soll ja angeblich super gegen Schmerzen sein. Pustekuchen bei mir gar nicht. Man musste 17 sekunden vor einer Wehe anfangen dies einzuatmen, damit es dann rechtzeitig wirkt. Da meine Wehen aber dermaßen schnell kamen und sich nicht ankündigten hat mir das Lachgas nichts gebracht. Außer, dass ich mich besoffen gefühlt habe und sich alles drehte. 

 

Ich sollte immer noch etwas essen, da mir aber übel war und ich Sodbrennen hatte, war dies immer noch nicht meine Lieblingsbeschäftigung.

Um 22 Uhr habe ich dann nach einer PDA verlangt, weil ich nicht mehr konnte.

Ich mochte nicht mehr. Ich habe nach einer Sache verlangt, die ich immer permanent abgelehnt habe. Ich wollte keine PDA, ich wollte es ohne schaffen. 

 

Die Anästhesisten meinte, dass lohnt nicht mehr, da wir ja schon bei 8 cm offenem Muttermund waren. Ich wollte aber trotzdem. Also PDA gelegt und endlich keine Schmerzen mehr, nur noch ein Druck. Der war aber angenehm und auszuhalten. Ich konnte kurzzeitig etwas schlafen.

 

Danach waren die Wehen dann allerdings weg und es gab einen Wehentropf.

 

Die Wehen kamen wieder aber sehr schwach und unregelmäßig. Meine Beine waren dezent taub von der PDA und ich durfte das Bett nicht mehr verlassen. Sollte mich aber alle 3 Minuten umdrehen.

 

Nun fing der Horror erst richtig an. Der Arzt und die Hebamme kamen sehr oft rein, um nach dem CTG zu gucken und jedesmal wurde ich untersucht. Von beiden! Sehr unangenehm.

Zudem sprach keiner mit uns, was nun los sei.

 

Unsere Maus reagierte auf den Wehentropf mit einem engen CTG und einem Herzschlag von 240 schl/min.

Es wurde eine Sauerstoffsättigung gemacht, wofür Blut an Ihrem Kopf abgenommen werden musste.

 

Ich musste mich im Kreissaalbett drehen und wie auf einem Gyn Stuhl liegen.

 

Was für eine Qual mit den tausenden Schläuchen dran.

 

Während der Untersuchung meinte der Arzt auf einmal "Mensch, du hast ja blonde Haare". Mein Mann und ich fragten uns, wen er gerade meint. Er meinte die Haare vom Kind.

 

Nach der Untersuchung durfte ich mich wieder normal hindrehen. Arzt und Hebamme gingen raus. Wir kriegten allerdings mit, dass die Oberärztin gerufen wurde und auch die Anästhesistin.

 

Wir fragten uns lautstark, warum keiner mit uns redet.

 

Daraufhin kam der Arzt rein. Er erklärte uns, dass es nun nicht mehr weiterging. Das CTG etc. immer schlechter wurde. Er würde uns zu einem Kaiserschnitt raten. Die Sättigung vom Kind wäre zwar gut gewesen, aber das CTG ist schlecht und auch die Sättigung würde wahrscheinlich schlechter werden. 

Der Muttermund ging nicht weiter auf.

 

Warum das nicht?

Habe ich mich nicht genug angestrengt?

Hätte ich doch mehr die Hüften kreisen müssen, anstatt zu hocken?

Warum?

Warum?

Warum?

 

Es wurde ein sekundärer Kaiserschnitt gemacht.

 

Für mich zwar die vermeindliche Erlösung, aber auch mein Horrorszenario schlecht hin. 

 

Also ab in den OP.

 

Ich durfte seit dem gar nichts mehr entscheiden und musste alles über mich ergehen lassen.

 

Dazu das Gefühl, des Versagens und meine Stimmung war komplett im Eimer. 

 

Ich wurde von 4 Leuten aus dem Kreissaalbett auf eine Trage gehieft.

Die Anästhesistin spritze die PDA auf.

Nun war alles Taub.

Ich wurde in den OP geschoben.

Dieser lag zum Glück im Kreissaalbereich.

 

Allerdings wurde ich vorher schon komplett ausgezogen und bekam nicht mal ine Decke für den Weg übergelegt!!!!!!

 

Mein Mann musste mit unseren Sachen umziehen.

Er musste vor der Tür warten. Irgendwann durfte er sich umziehen und dann zu mir.

 

Währenddessen im OP wurde ich auf den OP Tisch gehieft.

Ich erkannte einen OP Pfleger.

Wie Peinlich.

 

Ich wurde wie Jesus am Kreuze fest geschnallt. Mit breitbeinigen Beinen. Was für eine Scham. Mir ging es nur noch mies.

 

Könnten die mich nicht gleich schlachten?

 

Dann kam das Tuch vor das Gesicht und sie pinselten den Bauch ein. Die Kälte habe ich noch gemerkt. Alles danach nicht mehr. Ich wurde verkabelt und bekam ein Ding für den Sauerstoff in die Nase. Oje, was hasse ich es, etwas in meiner Nase zu haben. Dieses Tuch direkt vorm Gesicht war so beklemmend.

 

Danach fingen die Ärzte an. Ich hatte so eine Angst vor dem Schnitt, habe aber nichts gemerkt.

 

Dann wurde auf mir rumgedrückt und an mir gezerrt. Ich hab gedacht, die nehmen mich komplett auseinander. Der OP Tisch hat so gewackelt.

 

......................

 

Um 0:48 erblickte die kleine Maus dann das Licht der Welt. Sie hat den Ärzten wohl gleich zu gewunken und guckte ganz gespannt durch die Gegend.

 

Sie wurde mir dann kurz gezeigt und mein Mann ging dann mit Ihr und der Hebamme raus, um die Nabelschnur durchzuschneiden. Danach durfte mein Mann für ca 3 Minuten mit der kleinen zu mir. Es war alles mit ihr in Ordnung und ich wurde nebenbei zugenäht.

Währenddessen ging mein Mann mit der kleinen und einer Hebamme zum Messe, Wiegen, usw.

 

Dann ging es raus aus dem OP wieder in Kreissaal. Auf dem Weg versagte erst mal mein Kreislauf und ich musste mich übergeben.

Oje, auch diese Peinlichkeit noch.

 

Ich habe all meine Würde verloren und wollte am liebsten alles löschen.

 

Die Anästhesisten blieb also noch bei mir. Sie half uns die kleine Maus anzulegen, da die Hebamme schon wieder zur nächsten Entbindung musste.

 

Ich habe mich riesig gefreut, dass sie nun da ist, aber ich war auch völlig ko. Im Großen und Ganzen muss ich sagen, war dies keine schöne Geburt. Zumindest für mich nicht und momentan kann ich mir nicht vorstellen, ein zweites Kind zu bekommen.

 

Denn auch die Tage danach hatten wir keinen guten Start mit dem Stillen.

 

Emma wollte nicht wach werden und hat kaum getrunken. Und wenn sie getrunken hat, hat sie die Brustwarze nicht gegriffen bekommen. Also war irgendwann alles Wund und kaputt. Mit Stillhütchen, abpumpen und zufüttern hat es dann irgendwann geklappt.

 

Mir ging es die ersten Woche sehr schlecht.

 

Ich habe mich klein gefühlt und kaputt. Ich war nicht mehr stark, meine Würde war im Eimer und ich in einem tiefen Loch.

 

Ich habe meine Tochter geliebt, aber anders, als ich es mir vorgestellt habe. Von Glück und Stolz erfüllt war ich nicht. Ich musste mich um sie kümmern, sie war ja nun da. Aber am liebsten wollte ich schlafen und alleine sein. 

 

Es war ein grausames Gefühl. Ich habe mich doch so auf dieses kleine Wesen gefreut.

 

Und was war nun? Ich hatte keine Muttergefühle.

 

Diese kamen erst so nach und nach. Es war sehr mühselig, mich um dieses kleine Wesen zu kümmern und den stolzen, verliebten Papa zu sehen. Am Tage habe ich viel geweint. Da war ich ja auch mit ihr alleine.

 

Ich habe keinen Bezug dazu, dass dieses kleine Wesen in meinem Bauch war. Der Moment des Rauskommens und auf den Bauch gelegt werden fehlt mir total. 

 

 

Ich komme mir so undankbar vor, ich habe ein gesundes, tolles Kind und lasse es zu, dass die Geburt mich dermaßen aus der Bahn haut.

 

Dann war das Stillen so schwierig. Ich konnte mich die ersten 3 Wochen auch nicht darauf einlassen, es ohne Stillhütchen zu versuchen. Erst als etwas Ruhe zu Hause einkehrte konnte ich es versuchen und wir haben es geschafft.

 

Ab der 5. Woche wurden die Gefühl langsam immer besser, außer ich höre traurige Musik oder werde stark daran erinnert. Seit dem habe ich auch Muttergefühle und freue mich darüber sehr.

 

Nun kam die Geburt meines Neffen und alle Wunden sind wieder offen und ich fühlte mich wieder extrem schlecht.

 

Mir tut es für Emma so leid. Ich liebe sie und ich möchte ihr viel Zeit widmen, aber teilweise kann ich mich nicht ganz darauf einlassen. Es tut mir selber so weh im Herzen. Ich fühle mich so schuldig.

 

Meine Gedanken kreisen viel darum, warum es nicht weiter ging.

Warum hat der Kopf sich nicht rein gedreht hat.

Es war ja angeblich kein Grund zu sehen.

Lag es doch an meinem Rücken oder daran, dass ich nur rumgehockt habe? Ich weiß es nicht und werde es nie erfahren.

 

Ich kann nur daran arbeiten, das Geburtserlebnis hinter mir zu lassen. Auch wenn dies bestimmt Zeit brauchen wird.

 

Sandra.