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Geburtsbericht Kaiserschnitt Lotte

Ein Geburtsbericht von Lotte

Kaiserschnittgeburt

Geschrieben von ihrer Mama Sandra

 

Es war der 02.08.2017. Meine große Tochter war mit ihrer Oma, ihren Tanten und Cousinen und Cousins unterwegs zum „großen weiten Meer“.

 

Ab 14 Uhr spürte ich ein Unterleibsziehen und Schmerzen im Rücken. Dies trat immer wieder auf. Ich dachte mir zuerst nichts dabei. Als es dann regelmäßiger wurde dachte ich sofort daran, dass es Wehen sind.

 

Ach je, schon wieder nur im Rücken zu merken. Das kann ja lustig werden, dachte ich mir.

 

Um 18 Uhr war ich zur Toilette und da löste sich der Schleimpropf. Und damit verstärkte sich auch das ziehen im Rücken.

 

Wir beschlossen, dass die Große nicht nach Hause kommt, sondern direkt bei der Oma bleibt. 

 

Wir haben dann noch Pfannkuchen (ich hatte da so einen Hunger drauf) gegessen und Torsten brachte dann den Koffer der Großen zur Oma.

 

Die Wehen verhielten sich so bei alle 8 Minuten. Ich wanderte dann durch die Wohnung und Torsten lenkte sich mit Computer spielen und Fernsehen ab.

 

Ab 21 Uhr wurden die Wehen intensiver und der Abstand war bei alle 5-6 Minuten.

Ich konnte sie gut veratmen und ging aber bei jeder Wehe in die Hocke. Dazwischen versuchte ich das Becken zu kreisen.

 

Um 22:30 Uhr beschloss ich, dass wir so gegen 24 Uhr ja mal zum Krankenhaus fahren könnten. Ich dachte bis dahin schaffe ich es zu Hause.

Ich konnte die Wehen gut veratmen, fing aber auch langsam an zu tönen.

 

Pustekuchen. Ab 23 Uhr zog das Tempo der Wehen dermaßen an, dass der Abstand auf alle 2-4 Minuten runter ging. Veratmen war mit viel Gedankenkraft noch möglich. Ich hatte Angst ins Krankenhaus zu fahren und mit einem geringen Muttermundsbefund aufgenommen zu werden.

 

Im Krankenhaus angekommen (ca 24 Uhr) wurde ein CTG geschrieben, was sehr niedrige Wehen aufzeichnete. Wie denn auch? Die Wehen waren ja wieder nur im Rücken. Ich durfte bei dem CTG aussuchen, wie ich liegen oder sitzen wollte. Sitzen war zwar unangenehm, aber besser als liegen.

 

Der Muttermund war bei 2-3 cm. Jippie dachte ich. Wir waren schon weiter.

 

Ich konnte die Wehen dann gut veratmen. Ich saß auf dem Pezziball und bekam ein Wärmekissen für den Rücken und Torsten massierte mich.

 

Wir waren in einem Vorbereitungszimmer untergebracht, welche schön klein war. Es hatte ein normales, aber breiteres Bett, ein paar Schränke, einen Tisch und den Pezziball. Man konnte sich super in die Ecken verkriechen und hatte eine sehr geschützte Privatsphäre.

 

Ab 1:30 Uhr zogen die Wehen wieder an und es wurde langsam schwerer die Wehen zu veratmen. Ich schmiss meinen Geburtsplan über den Haufen und versuchte mit 2 Paracetamoltabletten klar zu kommen.

 

Ich hockte auf dem Boden und Torsten hielt meine Hand. 

 

Die Tabletten brachten gar nichts. Die Hebamme bot mir eine Schmerzspritze an. Inzwischen war ich ziemlich laut beim veratmen und vertönen der Wehen. Muttermund bei 5-6 cm. Ich war so glücklich so weit schon gekommen zu sein. Ich nahm die Spritze.

 

Für die Wehen brachte sie gar nichts, aber dazwischen war ich wie besoffen und döste etwas weg. Das Tempo der Wehen zog wieder an.

 

Nur noch knapp eine Minute dazwischen. Kaum Pause. Irgendwann fragte ich Torsten, ob wir schon wieder eine Stunde vorbei haben. 

 

Er fragte mich, ob er ehrlich sein soll? Ja bitte!!! Nein nur 10 Minuten. Ich dachte nur What the hell? Dabei hatte ich doch so viele Wehen.

 

Ich versuchte mich durch die Wehen zu kämpfen. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, in den Bauch zu atmen und das mich jede Wehe meinem Kind näher bringt. Meine Affirmationen liefen im Kopf rauf und runter. 

 

Inzwischen lag ich auf dem Bett und Torsten war daneben. Stehen oder laufen ging nicht mehr. Meine Beine versagten schon bei dem Versuch. Er hielt bei jeder Wehe meine Hand und wich mir auch sonst nicht von der Seite. Außer ich wollte was trinken. Ich empfand das als sehr angenehm. Er kümmerte sich nur um mich. Ich musste mir auch keine Gedanken um ihn machen. Er machte das so toll. 

 

Um 5 war Schluss. Ich konnte nicht mehr. Ich bat um eine PDA. Die wurde gelegt. Die Wehen hörten zum Glück nicht auf, sondern waren immer noch gut da. 

 

Ich spürte lediglich den Druck. Leider stellten die Hebammen schon vor dem Legen der PDA fest das der Muttermund zwar vollständig eröffnet (jippie- für mich ein Riesenerfolg), das Köpfchen aber nicht richtig im Becken lag.

 

Die PDA war diesmal viel angenehmer als beim letzten Mal. Und erst da habe ich einen Zugang gelegt bekommen. Vorher hatte das keiner verlangt, dass ich einen brauche.

 

Es wurde alles versucht. Sämtliche Positionen durfte ich ausprobieren. Es wurde auch noch Akupunktur versucht. Der Oberarzt wurde dazu gerufen. Aber der Kopf drehte sich einfach nicht. 

 

Als wir es 2 Stunden versucht hatten und das CTG die ganze Zeit anzeigte, dass die Herztöne in jeder Wehe runter fielen und sich kaum erholten entschieden wir uns gemeinschaftlich für einen Kaiserschnitt.

 

Ich war enttäuscht, wusste aber das es das Beste ist. Und das es der Bindung zu meinem Kind nichts anhaben kann.

 

Es ging dann in den OP. Die Wehen waren weiterhin da. Was mich sehr freute.

 

Im OP waren alle super lieb. Jeder hat sich vorgestellt und erklärt war gemacht wird und was passiert. Jeder hat sich um mich gekümmert. Die Hebamme war immer an meiner Seite und mein Mann auch die ganze Zeit.

 

Dann ging es los und Lotte kam zur Welt.

Der Anästhesist untersuchte sie kurz und dann kam sie auf meine Brust. Im OP hatte ich über dem Oberkörper eine Folie an der ein Heißluftgebläse angeschlossen war. Dadurch wurde mir und Lotte nicht kalt. Meine Hände waren lose und ich konnte sie halten und im OP noch anlegen. Das war ein tolles Gefühl. Vor Freude habe ich geweint. 

 

Wir durften auch Fotos machen. Ich war so happy. So habe ich es mir vorgestellt, sollte es zu einem Kaiserschnitt kommen.

 

Dann wurde mir etwas schwindelig und zittrig. Wahrscheinlich weil die ganze Anspannung abfiel. Torsten nahm Lotte dann und ging mit ihr und der Hebamme schon in den Kreißsaal. Ich musste noch kurz in den Aufwachraum bis mich jemand abholen konnte.

Dort wurde dann auch der PDA Katheter gezogen.

 

Ich musste zum Glück nicht lange warten und kam dann in den Kreißsaal. Da durfte ich Lotte gleich nochmal anlegen und dann wurde gewogen und gemessen.

 

Und dann ging es zur Station. Torsten begleitete mich noch kurz und dann ist er nach Hause gefahren.

Lotte und ich durften noch so lange Haut an Haut kuscheln wie wir wollten. Keiner war darauf bedacht, dass sie unbedingt angezogen werden musste.

 

Auch wenn ich etwas enttäuscht bin, den Moment einer normalen Entbindung nicht zu erleben, war diese Geburt sehr heilsam.

 

Ich weiß, dass wir alles versucht haben, es aber nicht wollte. Warum konnte keiner so genau sagen.

Das ist aber auch nicht schlimm. Es hat diesmal keiner über mich hinweg bestimmt, es war keiner abwertend oder beleidigend. Und ich hatte eine tolle Betreuung. Es wurde sich so sehr bemüht es auf normalem Wege hin zu bekommen.

 

Und ich wurde so bestärkt, in meiner Geburtsarbeit.

Ich wurde wie eine Königin behandelt.

Es war trotzdem ein tolles Erlebnis.

 

Auf der Wochenbettstation wurde sich auch sehr liebevoll gekümmert. Jeder hat geholfen und keiner hat dazu komische Sprüche gebracht. Ich durfte in meinem Tempo alles machen und stillen. Keiner kam auf die Idee ich müsste zufüttern. Jeder wartete geduldig auf den Milcheinschuss und es war kein Drama, dass Lotte etwas Gewicht abgenommen hatte.

 

Mir tat es für Emma (meine große Tochter) natürlich leid, dass ich im Krankenhaus bleiben musste. Aber zum Glück war sie darauf vorbereitet. Wir haben vorher mit ihr viele Bücher dazu gelesen und ich hoffe, dass es für sie nicht ganz so schlimm gewesen ist.

 

Was bleibt ist natürlich ein schlechtes Gewissen. Hätte ich mir in der 1.Schwangerschaft mehr mit dem Thema Geburt auseinander gesetzt und hätte das Wissen von jetzt gehabt, wäre diese Geburt vielleicht nicht traumatisierend gewesen.